Die Freiheit, die sie meinen
Keine Ahnung wie – aber ich habe es auf eine Mailingsliste von rechtsgerichteten Leuten geschafft. Da bekomme ich Mails mit so netten Texten wie „Man kann zu Thilo Sarrazin und seinem Buch stehen wie man will, aber es geht hier nicht nur um die Person Thilo Sarrazin, sondern auch im den Schutz unserer Demokratie und insbesondere um den Schutz der Meinungsfreiheit in unserem Land.“
Wie ich verdiene solch einen Unsinn zu erhalten, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Denn niemand hindert diesen Menschen seine Meinung zu sagen. Sie wird sogar veröffentlicht und diskutiert. Seine Meinungsfreiheit war nie eingeschränkt. Niemand hat ihn daran gehindert seine Meinung auszusprechen. Niemand hat die Veröffentlichung seines Buches verhindert.
Und das er berufliche Probleme bekommt … Nun, es gibt nun einmal Berufe, bei denen mit konsequenzen gerechnet werden muss, wenn bestimmte Meinungen vertreten werden. Wenn ein Vorstandsvorsitzender von E.ON plötzlich verkündet, dass Kernkraftwerke schlecht ist und daher alle Kunden zu Lichtblick oder zu den Elektrizitätswerke Schönau (EWS) wechseln sollten – dann würde er nicht mehr lange bei E.ON sein.
Jedenfalls war mir ein Kommentar in der heutigen taz sehr willkommen: Die Freiheit, die sie meinen
Zur Meinungsfreiheit gehört auch nicht das Recht, jeden Job behalten zu dürfen. Es gibt nun einmal ein paar berufliche Stellungen, für die ein besonderes Seriositäts-, Neutralitäts- und Unparteilichkeitsgebot besteht. Jeder, der solche Jobs annimmt, weiß, dass er sich damit die Pflicht zur Zurückhaltung auferlegt. Er kann sich vorher überlegen, ob ihm dieser Job mehr wert ist als die Freiheit, provokant, bissig und verletzend zu argumentieren.
Kritik an einer geäußerten Meinung zu üben, fällt ebenfalls unter Meinjungsfreiheit. Trotzdem heißt es jetzt „Das wird man doch noch sagen dürfen.“ Aber natürlich darf man. Man muss aber nicht. Wenn man es jedoch tut, dann muss man eben auch Kritik ertragen.
Mittlerweile wird das „Recht auf Meinungsfreiheit“ verdammt oft mit dem Recht verwechselt, nicht kritisiert zu werden.
Mehr dazu unter „Die Freiheit, die sie meinen“
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