Ich mochte dieses Schimpfwort ja noch nie. Nicht das ich Schimpfwörter mag, aber es gibt welche, die ich verwende, andere eben nicht.
Jemand als Opfer zu beschimpfen ist mir persönlich aber noch nicht eingefallen. Und ich finde es auch ganz grässlich. Also nicht das Wort oder über jemand zu schimpfen, sondern genau dieses Wort dafür zu verwenden. Find ich noch schlimmer, als „Du Spast“. Doch ich habe mir noch nie Gedanken gemacht, woran das liegt.
Jetzt aber lese ich hier:
„Was sich verändert hat, ist das hinter dem Sprachgebrauch stehende Wertesystem: in einer Gesellschaft, in der Menschen füreinander einstehen, sind Opfer Menschen, denen etwas Schreckliches zugestoßen ist, weil wir nicht ausreichend auf sie aufgepasst haben, und denen deshalb unsere Fürsorge und unser Mitgefühl gilt. In einer Gesellschaft, in der jeder für sich versucht, auf der gesellschaftlichen Leiter möglichst weit nach oben zu klettern, sind Opfer Menschen, die zu schwach für diesen brutalen Kletterwettbewerb waren, und die wir dafür verhöhnen, um ja nicht mit ihnen gleichgesetzt zu werden.“
Und als ich das las, hab ich erkannt, das dies genau das Problem ist: Das Opfer ist in dieser Beschimpfung selbst schuld an seinem Schicksal.
Wobei dies natürlich nicht alles ist. Wenn jemand loszieht um seine Wut an jemand auszulassen, dann sucht der auch „ein Opfer“. Wobei dieses losziehen um andere niederzumachen auch grausam ist.
Ob die Leute, die „Du Opfer“ sagen, auch genau die gleichen sind, die losziehen um Opfer zu suchen, weiß ich natürlich nicht. Es erscheint mir zwar nicht völlig abwegig, aber ich bezweifle, dass alle, die dieses Wort so verwenden, genau das machen.
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